Interview mit Theodor Günther, COO von The Cable Park, Stockholm-Arlanda
Ein Cable Park an einer exzellenten Location – nämlich im Einzugsgebiet der Metropole Stockholm. Erfahre mehr über die Geschichte dieser Seilbahn, die Vision der Eigentümerfamilie und wieso sie es mit dem Verkauf nicht eilig haben.
Hi Theodor, wie und wann ging die Geschichte des The Cable Park Stockholm-Arlanda los?
Alles fing in den späten 90ern an. Durch einen Nachbarn – er war einer der ersten Wakeboarder in Schweden – wurde meine Familie ans Wakeboarden am Boot herangeführt. Schließlich begann unsere ganze Familie zu fahren und über kurz oder lang nahmen wir auch an Wettkämpfen teil. Anfangs war die Szene in Schweden sehr klein. Es waren etwa 15–20 Familien. Im Jahr 2007 erkannten meine Eltern, dass nur der Bau von Seilbahnen es ermöglichen würde, dass jeder Schwede das Wakeboarden erlernen kann. Mit einem Wakeboard-Boot das 1,5 Millionen schwedische Kronen kostet, wäre das niemals machbar. Gleichzeitig wurde meiner Familie auch der ökologische Aspekt immer wichtiger und da ist die Seilbahn natürlich unschlagbar.
Unten: Familie Günther v.l.n.r.: Maria Günther, Filippa Günther mit Tochter, Stefan Günther, Theodor Günther, Matilda Günther
Wie kam dann der Ball ins Rollen mit „The Cable Park“?
Meine Eltern hatten viel über Seilbahnen in Deutschland gehört und flogen deshalb kurzerhand dorthin. Sie trafen sich mit Christian von Lerchenfeld und besuchten 5-6 Seilbahnen in Bayern. Nach dieser Reise war der Funken endgültig übergesprungen und trotzdem war es für meine Eltern ein Hobby-Projekt, denn nebenher waren sie noch in ihren regulären Jobs. Im gleichen Jahr ging die Suche nach einem geeignetem See los. Es war ein langer, bürokratischer Prozess. Insgesamt dauerte es 2,5 Jahre bis alle Genehmigungen erteilt waren.
Was machte euren Prozess so kompliziert?
Die größte Hürde bestand darin, dass zu diesem Zeitpunkt in Schweden fast keiner wusste was Wakeboarden ist und noch weniger Leute wussten, was ein Cable Park ist. Wenn man ein Haus baut kann man einfach auf ein anderes Haus zeigen und sagen, „so haben sie es gemacht, wir machen das gleiche“. Doch das ging in unserem Fall mit dem Cable nicht.
„Die Behörden hatten Bedenken wegen des Cable Parks, einfach deshalb weil sie es sich nicht richtig vorstellen konnten.“
Anfangs gab es zum Beispiel die völlig unbegründete Sorge, dass Vögel möglicherweise in das Umlaufseil fliegen würden. Das ist natürlich quatsch. 2011 hatten wir dann endlich unser Ziel erreicht und das Cable wurde aufgebaut. Wir haben im gleichen Jahr wie das andere Full-Size-Cable in Fagersta eröffnet.
Welche Zielgruppe habt ihr mit eurer Seilbahn?
Wir waren schon immer sehr familienorientiert und hatte die gesamte Familie im Blick. Daher hatten wir von Anfang an Dinge wie ein Beachvolleyballfeld, Trampoline, eine Sauna und das Restaurant. Auch wenn ein Familienmitglied selbst nicht fährt, kann er oder sie daher trotzdem einen schönen Aufenthalt bei uns haben.
Was genau ist eigentlich Stockholm-Arlanda? Wenn man das googlet, kommt man auf den Flughafen.
Ja, stimmt (lacht). Arlanda ist der internationale Flughafen von Stockholm – jeder in Skandinavien kennt ihn und ist hier schon einmal auf der Durchreise gewesen. Wir sind nur 15 Minuten vom Terminal entfernt und ganz nah an einer der Landebahnen dran. Arlanda liegt zwischen Schwedens Hauptstadt Stockholm und Uppsala – einer weiteren Großstadt. Außerdem sind wir super an die E4 angebunden, das ist die größte Autobahn wenn man von Stockholm in den Norden möchte. Super Voraussetzungen also.
Wie viele Menschen wohnen in einem Radius von weniger als einer Autostunde von euch entfernt?
In der Region Stockholm leben 2,4 Millionen Menschen und in Uppsala 178.000, beides sind Universitätsstädte. Eine weitere nahegelegene Stadt ist Norrtälje, dort leben nochmals 200.000 Menschen, die im Sommer in ihren Landhäusern wohnen. Es gibt also eine Menge potenzielle Rider (lacht).
Warum wird der The Cable Park Stockholm-Arlanda verkauft?
Das Cable wird verkauft, da wir einen Generationswechsel vor uns haben. Meine zwei Schwestern und ich werden älter, die beiden haben inzwischen ihre eigene Familie und ich mache in zwei Jahren meinen Abschluss an der Uni. Wir haben alle aufgehört aktiv zu fahren, für uns stehen einfach andere Dinge im Vordergrund. Wir möchten neue Eigentümer finden, die für den Wassersport brennen und eine Leidenschaft haben, Cable Wakeboarden in Schweden mit einem frischen Blick auf die Dinge weiterzuführen. Im Grunde sind diese zwei Dinge, das Cable hier voranzubringen und den Sport in Schweden als ganzes zu entwickeln und bekannter zu machen, das Gleiche.
Welches Eigentum und welches Material ist im Verkauf mit inbegriffen?
Zunächst einmal: Das Grundstück ist vom Flughafen gepachtet, was aber super ist, da sie nie etwas mit dem See machen werden. Aus bürokratischen Gründen wird er immer erhalten bleiben. Es sind also lange und gute Pachtverträge. Des weiteren gibt es die Marke „The Cable Park Stockholm, Arlanda“ die wir in einem Zeitraum von 11 Jahren aufgebaut haben.
Ok, und nun zur Anlage und den restlichen Assets.
Enthalten sind das Full-Size-Cable, ein großes Servicegebäude mit Büro, Lagerraum und Wohnbereich im Obergeschoss. Im Erdgeschoss gibt es ein Restaurant, einen Shop, zwei Umkleidekabinen mit Duschen und Toiletten. Es gibt vier Container für die Materiallagerung, eine Sauna, ein Beachvolleyballfeld, Trampoline, eine Skate-Miniramp und ein Steghaus für die Leihmaterialausgabe. Ein 520-Meter langer Rücklaufsteg der fast um die ganze Seilbahn geht gehört auch dazu. Der 5-Mast Rixen Cable wurde 2010 gebaut, ist 623 Meter lang und hat acht Mitnehmer. Der Lift wurde in all den Jahren fachmännisch gewartet. 2015 wurde das Umlaufseil erneuert und 2020 wurde die ganze Seilbahn von 4Cable komplett gewartet. Die Masten sind 11 Meter hoch und wir haben 14 Features. Eine Mischung aus Rixen, Unit und selbstgebauten Kickern, Boxen und Rails.
Erzähle uns mehr über das Restaurant.
Das Restaurant ist voll ausgestattet und hat eine gut sortierte Küche. Preislich haben wir uns immer sehr fair ausgerichtet. Wir betrachte das Restaurant als ergänzend zur Anlage. Es ist sowohl ein Ort an dem sich die Rider wohlfühlen als auch andere Kunden willkommen sind. Wenn man drinnen und draußen zusammenrechnet können wir 100-150 Gäste bedienen. Das Highlight ist die Holz-Terrasse und die Holz-Tribüne, von beiden hat man einen super Blick direkt auf die Seilbahn.
Wie setzt sich eurer Kundenstamm zusammen?
Wir haben jeden Sommer 2.000–2.500 Kunden. Bei den Saisonkarten haben wir eine etwas andere Herangehensweise als andere Lifte. Da die Saisonkarten den Lift recht schnell auslasten, bieten wir jeden Sommer nur 30 solcher Tickets an. Unser Beststeller sind die 2-Stunden-Karten plus Leihmaterial, denn 90 % unserer Kunden sind Anfänger.
Wie stellst du dir den idealen Käufer vor?
Wir suchen einen Käufer der sich mit seinem ganzen Herzen für den Cable Park einsetzt und eine Liebe und Leidenschaft für Wassersport mitbringt. Unser Ziel für diesen Ort war es immer, eine tolle Atmosphäre zu schaffen und ein zweites Zuhause für unsere Besucher zu sein.
„Der Cable Park ist unser Baby und wir haben großes Interesse daran, es in die bestmöglichen Hände zu geben.“
Wichtig ist für uns auch, dass sich der neue Eigentümer weiterhin auf das Wachstum des Sports als Ganzes konzentriert – nicht nur auf das Geschäft.
Wann erhofft ihr euch die Seilbahn zu verkaufen und wie stellt ihr euch die Übergangsphase vor?
Das liegt ganz an der Erfahrung, die der Käufer mitbringt. Wir möchten nichts überstürzen und wollen wirklich die richtigen Leute finden, an die wir glauben. Es gibt keinen Grund zur Eile. Wir können uns gut vorstellen, einen Käufer zu finden, den wir im Sommer 2023 komplett einlernen und der das Geschäft dann ab 2024 selbstständig übernimmt.
„Die Käufer können so unerfahren sein, wie wir es im Jahr 2011 waren. Sie müssen einfach nur begeistert vom Wassersport sein. Den Rest bringen wir ihnen bei.“
Ist ein Kauf auch für Ausländer denkbar, die in Schweden investieren wollen?
Ja, natürlich. Wir sind auch an internationalen Käufern interessiert, solange sie das richtige Mindset haben. Für internationale Interessenten gibt es zwei Möglichkeiten: Die eine besteht darin, unser Unternehmen komplett zu kaufen, die andere und einfachste Alternative wäre, die Vermögenswerte über ein bereits bestehendes Unternehmen zu erwerben. Sie brauchen kein schwedisches Unternehmen, sondern können es auch international oder über eine schwedische Tochtergesellschaft besitzen.
Der Bau eines neuen Full-Size-Cables in Schweden ist mit vielen Hürden verbunden. Richtet sich euer Angebot also auch an Personen, die überlegen, selbst einen neuen Wakepark in Schweden zu eröffnen?
Ja, gewiss doch. Unserer Erfahrung nach ist es einfacher, ein bestehendes Cable zu kaufen als ein neues zu bauen. Es braucht viele verschiedene Genehmigungen. Noch dazu wird es wirklich schwer, in Stockholm einen besseren Standort zu finden als unseren. Stockholm ist zwar „auf dem Wasser gebaut“ aber wir haben das Privileg, allein an unserem See zu sein, ohne Boote, Nachbarn und andere Aktivitäten. Der See ist durchschnittlich nur 4.8 Meter tief, so dass wir im Sommer hawaiianische Wassertemperaturen von 25-28° C bieten können.
Du sagtest in einem unserer ersten Gespräche, dass deine Familie Cable Wakeboarden in Schweden von Grund auf mit aufgebaut hat. Was meinst du damit?
Ich habe die Hälfte meines Lebens jeden Sommer am Cable Park verbracht. Leute kommen und gehen, doch ich durfte miterleben, wie sich der Sport von 10–20 Personen Ende der 90er, hin zu über 2.000 Wakeboardern jeden Sommer alleine bei uns am See entwickelt hat. Es ist wirklich beeindruckend, dass nicht nur unsere Gäste, sondern auch die breitere Bevölkerung inzwischen weiß, was Wakeboarden ist. Dass die Leute in Stockholm und darüber hinaus unseren Cable kennen erstaunt mich immer wieder aufs Neue, und ist für mich etwas ganz Besonderes.
Eine letzte Frage: Was ist deine schönste Erinnerung von all den Jahren am Lift?
Das sind all die Sommer, in denen man seine Leidenschaft mit seiner Arbeit verbinden darf. Auf dem Wasser zu sein, Spaß zu haben, während man gleichzeitig arbeitet. Obstacles reparieren, zwischendurch selbst fahren und Menschen das Wakeboarden beibringen. Das ist definitiv der Beste Teil des Jobs! Die Gesichter der Leute zu sehen wenn sie es geschafft haben, eine ganze Runde zu fahren oder zum ersten Mal erfolgreich über einen Kicker gesprungen sind. Die Interaktion mit den Kunden – das ist das Beste an diesem Job.
Fantastisch. Vielen Dank für das Gespräch, Theodor. Deine Begeisterung für Wakeboarden und dessen Wachstum in Schweden hat uns sehr beeindruckt. Wir wünschen dir und deiner Familie alles Gute auf der Suche nach neuen Eigentümern.
Wenn dich dies auf die eine oder andere Weise neugierig gemacht hat, kannst du dich gerne per Email an Theodor wenden: info@cablepark.se. Interessenten erhalten ein ausführliches Exposé, welches den Park noch detaillierter vorstellt und die Einnahmen der vergangenen Jahre offenlegt.
Wir hoffen dieser Artikel hat dir gefallen.
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